Ein kurzer Reisebericht aus China
Wir sitzen im „Café der Nomaden“ im Dorf Xiahe in der westlichen, chinesischen Provinz Gansu und blicken auf die Dächer des Labrang-Klosters.
Kenner geben Reisenden den Tipp, man solle eher an eine Suppe als an Tee denken.
Das macht den leicht salzigen, strengen Geschmack für Neulinge erträglich, die das erste Mal Buttertee trinken. Besonders hilfreich ist es für uns, den Geschmack mit ein wenig Tsampa, einem Gericht aus gerösteter Gerste, in diesem Fall gezuckert, abzuschwächen.
Die riesige Anlage des Labrang gehört zu einem der bekanntesten und mit mindestens 2.000 studierenden Mönchen, eine genaue Zahl kann man nicht ermitteln, zu den größten außerhalb Tibets gelegenen Klöstern, die den tibetischen Buddhismus lehren und ist ein wichtiges Ziel vieler Pilger.
Die Mönche vor Ort sind nicht kontaktscheu und mischen sich in dem kleinen Restaurant unter die Besucher. Ihr Hauptinteresse gilt dabei der Gelegenheit, ihr Englisch ein wenig aufzubessern. Dafür geben sie Erfahrungen aus erster Hand vom Leben im Kloster und dem tibetischen Buddhismus breitwillig weiter. Oftmals entsteht so ein interessanter Austausch.
Auch wir haben Glück und Adam, so nennt er sich selbst, weil sein richtiger Name für uns vermutlich schwer zu merken wäre, setzt sich nach kurzer Zeit zu uns. Sein Englisch ist erstaunlich gut. Besonders sind wir an den Lebensumständen der Mönche im Kloster interessiert und er beginnt zu erzählen. Seine Erzählungen schließt er mit dem Angebot ab, ihn doch einfach am nächsten Tag zu besuchen, damit wir uns selbst ein Bild davon machen können.
Die Einladung nehmen wir natürlich gerne an.
Die Morgenluft ist auf fast 3.000 Metern Höhe noch immer frisch, selbst wenn schon die Sonne am Himmel steht. Wir sind bereits früh auf den Beinen und der Ort erwacht zum Leben. Von überall dröhnt eine Melodie im Ort aus den Lautsprechern begleitet vom berühmten Gebetsspruch „Om Mani Padme Hum“, der für uns zu einem wirklichen Wahrzeichen dort wird.
Neben dem Besuch von Adam steht heute eine Führung durch das Kloster und die sogenannte äußere Kora auf dem Programm, ein Pilgerweg, der einmal um das riesige Kloster führt und von Gebetsmühlen gesäumt ist. Hinter jeder Ecke verbirgt sich ein Bild wie aus einer Fernsehreportage.
Alte Gemäuer im tibetischen Baustil, hohe Berge im Hintergrund und Menschen in traditioneller Tracht, die die Gebetsmühlen drehen und uns auf unserer Runde begleiten, bieten ein unbeschreibliches Bild. Dieser Ort strahlt mit seinen Menschen eine fast magische Ruhe aus.
Am späten Nachmittag treffen wir Adam, der uns in seine bescheidene Behausung mitten auf dem Klostergelände führt. Nur ein Bett, ein kleiner Schreibtisch und ein Regal mit ein paar Büchern sind in seinem Zimmer. Die Mönche studieren den ganzen Tag verschiedene tibetische Lehren, die sich nicht nur auf den Buddhismus gründen.
Auch Mathematik, tibetische Medizin, Astrologie oder traditionelle Instrumente gehören zum Repertoire. Der Schwerpunkt liegt natürlich auf der Vermittlung des Buddhismus und der sich daraus ergebenden Lebensweise.
So ist es kein Wunder, dass Adam uns auch bald seinen größten Wunsch mitteilt: Einmal im Leben möchte er den Dalai Lama persönlich treffen und womöglich sogar ein Gespräch mit ihm führen.
Bildquelle: Monastère de Labrang – Xiahe © Basmati #13184210 – fotolia.com Dharmachakra © delkoo #44198584 – fotolia.com
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