Die Insel Nias vor der Westküste Sumatras gehört zur Provinz Sumatera Utara.
Durch die isolierte Lage hat sich hier eine eigenständige Kultur entwickelt und bis heute erhalten, die sich von der Hauptinsel Sumatra stark unterscheiden. Dazu gehören Baustil und Verzierung der traditionellen Häuptlingshäuser und zahlreiche Bräuche wie das Stone Jumping in Bawomataluo, der Kriegstanz Tari Penang und die Maena Dance-Wettbewerbe. Die Insel ist seit mehr als tausend Jahren von indigenen Stämmen besiedelt, die lange Zeit als Kopfjäger gefürchtet waren.
Ihre Sprache, das Li Niha ist mit dem Mantawai und Batak in Nordsumatra verwandt. Etwa 650.000 Einwohner leben auf der Insel Nias. Hafenstadt und Verwaltungszentrum ist Gunungsitoli mit rund 118.000 Einwohnern, an der Westküste.
Die Stadt wurde allerdings während der Tsunami – Katastrophe vom Dezember 2004 und dem starken Erdbeben an Ostern 2005 weitgehend zerstört und der Wiederaufbau kommt nur langsam voran.
Missionare der Wuppertaler Rheinischen Missionsgesellschaft bekehrten die bis dahin animistischem Glauben anhängenden Niassianer Ende des 19.Jahrhunderts zum Christentum. Noch heute sind mehr als 80% der Inselbewohner Protestanten. Die Kontakte zur deutschen Missionsgesellschaft bestehen bis heute. Diese Kontakte erwiesen sich als nützlich für schnelle und wirkungsvolle Hilfsmaßnahmen unmittelbar nach dem Tsunami-Desaster und nachfolgenden Wiederaufbaumaßnahmen.
Das Omao Sebua (Großes Haus) von König Tano Niha, im Süden von Nias. Solche massiven Holzhäuser in traditioneller, für Nias typischer Bauweise, sind relativ erdbebensicher und viele haben Erdbeben und Tsunami vom Dezember 2004 und andere Katastrophen unbeschadet überstanden – im Gegensatz zu manchem Beton-Neubau in der Hafenstadt Gunungsitoli, in der 80% aller Häuser 2004 zerstört wurden.
Die alten Häuptlingshäuser sind nicht nur reich verziert, die Bauweise ist auch den häufigen Erdbeben optimal angepasst. Dazu tragen vor allem die massiven tragenden Balken und Stützen bei, die nicht senkrecht, sondern diagonal über Kreuz und extrem schräg im Untergrund verankert sind. Damit werden die Erdstöße federnd abgefangen, ohne dass sich die ganze Konstruktion verschiebt. Diese traditionellen Häuser sind von den Folgen der großen Erdbeben während der Tsunami-Katastrophe im Dezember 2004 und den folgenden Jahren weitgehend verschont geblieben. Im Gegensatz zu den modernen Betonbauten in Gunung Sitoli und Telukdalam.
Wissenschaftler der TU Wien fanden heraus, dass die Lage der alten Siedlungen auf Hügelkuppen und die besondere Bauweise der Häuser auf drei Ebenen – dem Bau auf Ständern, die kohärente Konstruktion des Wohnbereichs im ersten Stock und das extrem hohe, aber leichte Dach in einem jahrhundertelangen Entwicklungsprozess diese Erdbebensicherheit bewirken.
Leider ist diese traditionelle Bauweise nicht mehr gefragt, man baut lieber moderne Flachbauten in Beton. Dank bereits bestehender Kontakte konnten bereits unmittelbar nach den Zerstörungen durch das Seebeben im Dezember 2004 u.a. der Verein Nias e.V. und die Fachhochschule Konstanz wirksame Hilfe und erste Maßnahmen zum Wiederaufbau leisten.
Die Insel Nias blieb noch weitgehend von den „Segnungen des Tourismus“ verschont. In der Internationalen Surferszene ist die riesige Brandungswelle an der Sorake Lagundri Bay aber längst kein Geheimtipp mehr.