Wie ein Ort in einer anderen Welt oder einer längst vergangenen Zeit wirkt die nepalesische Hauptstadt Kathmandu auf den Besucher. Das pulsierende und geschäftige Treiben der modernen Welt liegt nur wenige Gehminuten von den engen und verwinkelten Gassen der Altstadt mit ihren Jahrhunderte alten Gebäuden entfernt.
Besonders eindrucksvoll sind die prächtigen hinduistischen Tempel, die in ganz Kathmandu von der einstigen Bedeutung des religiösen Lebens der Newar – Nepals Ureinwohnern – zeugen. Die Hinwendung zur Religion konnten sich die Einwohner dank der abgeschiedenen Lage Kathmandus leisten: Die Stadt mit nahezu einer Million Bewohnern liegt auf einer Höhe von 1.355 Metern, umgeben von den Gipfeln des Himalaya-Massivs am Eingang des klimatisch begünstigten Kathmandu-Valley.
Hippies entdeckten das Reiseziel Kathmandu
Bis heute zählt Kathmandu aufgrund der relativ umständlichen Anreise als eher exotisches Reiseziel, das erst vor wenigen Jahrzehnten von Gästen aus dem Westen entdeckt worden war: In den 1960er und 1970er Jahren war Kathmandu Teil des Hippie-Trails, auf welchem Sinnsuchende aus Europa und den USA Südostasien bereisten. Die Freak Street zwischen New Road und Altstadt zeugt von diesen Jahren. Heute wird Kathmandu eher von Kultur- und Trekkingurlaubern sowie Bergsteigern besucht, die Nepal und den Himalaya entdecken wollen.
Das Zentrum der Macht: Der Durbar Square
Als historisches Herz Kathmandus gilt der von über 50 Tempeln und Pagoden gesäumte Durbar Square. Auf dem Platz herrscht ein reges Leben, weil zahlreiche Hindus ihren Göttern in den Tempeln Opfergaben darbieten. Direkt am Durbar Square befindet sich auch der Eingang zum Königspalast. Dieser wird von einer mächtigen Statue des vor allem von Kriegern verehrten Affengottes Hanuman bewacht.
Direkt gegenüber des Eingangs befindet sich das Goldene Tor. Dieses wird flankiert von weißen, steinernen Löwen, auf welchen die Götter Parvati und Shiva reiten. Das Tor selbst wird von Darstellungen aus dem Epos Mahabharata verziert.
Nicht alle Bereiche des Königspalastes sind übrigens für die Öffentlichkeit zugänglich. Auf dem Rundgang passieren die Besucher etwa folgende Sehenswürdigkeiten: In der Gaddi Baithak hielten die Malla-Könige, das nepalesische Herrschergeschlecht zwischen dem 12. und dem 18. Jahrhundert, ihre Audienzen ab. Nördlich der Audienzhalle befindet sich der sogenannte Tanzhof. Hier fanden zunächst nur Theater- und Tanzaufführungen statt, in späteren Jahren wurde hier auch der neue König gekrönt.
Altstadt und Märkte
Wohnblocks, die um Innenhöfe herum errichtet wurden, die sogenannten Tols, sind charakteristisch für Kathmandus Altstadt nördlich und südlich des Durbar Square. Ursprünglich wurden diese von großen Familienclans oder ganzen Kasten bewohnt. Die ganze Altstadt wirkt wie ein großer, mittelalterlicher Markt. Eine Besonderheit sind die zahlreichen Musikhäuser, in welchen sich die Einwohner der umliegenden Häuser am Morgen und nachmittags zum gemeinsamen Musizieren und Rauchen zu treffen.
Kathmandus Tempel
Zu den bekanntesten Tempeln innerhalb der Stadtmauern von Kathmandu gehört der Jagannath-Tempel. Das imposante, rostrotfarbene Gebäude wurde 1563 errichtet. Ein markantes Detail sind die zahlreichen erotischen Schnitzereien an seinen Dachbalken, bei welchen es sich um Zeugnisse des Tantra-Kultes handelt. Zentrales Heiligtum dieses Tempels ist ein Schrein des „Viergestaltigen Vishnu“.
Eines der ältesten Heiligtümer und ein Wahrzeichen der Stadt, die Stupa von Swayambhunath, befindet sich etwa zwei Kilometer westlich der Stadt. Bei der mehr als 2.000 Jahre alten Tempelanlage handelt es sich um eine der heiligsten Stätten des Kathmandu-Valley, um die sich zahlreiche Sagen und Legenden ranken. Der großen Population an wilden Affen verdankt die Anlage den Beinamen „Monkey Temple“.
Ein besonderes Erlebnis ist der Aufstieg über die große Treppe mit ihren 325 Stufen. Bevor die Besucher die Treppe erreichen, passieren sie eine übermannshohe Gebetsmühle, anschließend weisen drei sitzende Buddhas den Weg. Das Ende der Treppe markiert eine 1,5 Meter hohe Vajra, ein Zeichen spiritueller Kraft.
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