Delhi

Als ich aufwache ist es heiß in meinem Zimmer. Gerade ist mal wieder der Strom ausgefallen und mit ihm die Klimaanlage – keine Seltenheit in Indien.
Draußen höre ich die Tauben gurren, zwischendurch ein Auto hupen.
Erst vor 6 Stunden bin ich in der Hauptstadt Indiens, in Delhi angekommen. Es ist Anfang September und über 40°C heiß.

Der Flug war ohne Zwischenfälle und Verspätungen verlaufen. Gestartet bin ich in Düsseldorf mit Emirates. Der Zwischenstopp in Dubai dauerte fast 5 Stunden. Dann ging es direkt weiter nach Delhi und lande pünktlich um 9.15 Uhr Ortszeit. Nachdem ich mein Gepäck in Empfang genommen und etwas Geld getauscht habe, charterte ich ein Pre-paid-Taxi – einen alten Ambassador – der mich preisgünstig für umgerechnet 4 Euro zu meinem Guest House im südlichen Stadtteil Lajpat Nagar bringt – allerdings ohne Klimaanlage. Vorbei an unzähligen Baustellen dauert die Fahrt etwa 45 Minuten.

Delhi wächst nach oben und nach unten. So ist der Bau der Delhi-Metro eines der größten Projekte. Um die Baustellen herum gliedern sich zahlreiche Zelte und Notunterkünfte in denen die Baustellenarbeiter mit ihren Familien leben – ein skurriler Kontrast zwischen der immer reicher werdenden Mittelschicht Indiens, den vielen prunkvollen und modernen Gebäuden.

Das kleine tibetische Guest House in dem ich wohne wird von überwiegend weiblichem Personal geführt und trägt den Namen Likir House – benannt nach einem Kloster in Ladahk. Die Zimmer sind einfach und ohne Fernseher eingerichtet, dafür für indische Verhältnisse sehr sauber, und verfügen über ein Bad mit Dusche und eine Klimaanlage. Eben die fällt bei Stromausfall aus.
Da ich von Delhi nach Himachal Pradesh reisen möchte, und ich alleine bin, entscheide ich mich mit dem Taxi zu reisen. Himachal Pradesh liegt im Nord-Westen Indiens. Der wohl bekannteste Ort dort ist Dharamsala – Hauptwohnsitz des Dalai Lama. Dort will ich ein paar Freunde treffen.
Ein kleines Taxiunternehmen befindet sich gleich um die Ecke des Guest-Houses. Dort feilsche ich eine ganze Weile mit dem Inhaber. Am Ende sind wir beide glücklich. Für 5 Tage zahle ich für einen klimatisierten Kleinwagen mit Fahrer inklusive Benzin 350,- Euro – für indische Verhältnisse ist das sehr viel Geld aber für mich als Frau eine eher ungefährliche Reisevariante.

Amritsar und Ropar

Am nächsten Morgen steht mein Fahrer, der sich mit dem Namen Rakesh vorstellt, pünktlich und abfahrbereit um 6.30 Uhr vor meinem Guest-House. Ich wundere mich ein wenig über seine Pünktlichkeit, lasse meinen Instant-Kaffee stehen und los geht’s.

Ab 9.00 Uhr morgens sind die Verkehrswege in Delhi meistens überfüllt, aber zu dieser frühen Uhrzeit schaffen wir es Delhi binnen 50 Minuten zu verlassen.

Wenn man bedenkt, dass hier etwa 18. Millionen Menschen leben, kann man sich leicht vorstellen, wie lange es dauert, die Stadt zu durchkreuzten. Vorbei am Roten-Fort, der alten Befestigungsanlage Delhis, führt die Route zunächst durch die Altstadt. Hier sieht alles noch sehr urtümlich aus. Kleine, schmutzige Gassen und Straßen und alte Gebäude prägen das Bild.

Im äußersten Norden der Stadt wird mir etwas unwohl zu Mute. Überall stinkt es nach Müll und bei dem Blick aus dem Fenster sehe ich ein unvorstellbar großes Gelände, dass mit Müll überdeckt ist. Überall dampft und qualmt es und überall sieht man neben den Kühen, die auf der Deponie auf Nahrungssuche sind – Menschen, vor allem Kinder und Frauen. Sie suchen nach brauchbaren Dingen, die andere nicht mehr brauchen.

Dieses Bild lässt ansatzweise auf das grausame Leben der Kastenlosen schließen, dem man als West-EuropäerIn nur wenig entgegenzusetzen hat.

Teil 2

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