Im Zentrum der ansonsten völlig trockenen Jordanischen Wüste liegt ein einzigartiges Feuchtgebiet, das Azraq Wetland Reserve mit einer Fläche von 12 qkm. Es wurde 1978 eingerichtet. Es ist das einzige Feuchtgebiet, das von der Royal Society of Nature Conservation Jordaniens unter Schutz gestellt wurde und von der RSCN betreut wird.
Das Reservat war einst ein wichtiger Rastplatz von Millionen von Zugvögeln auf ihrem Weg von Afrika nach Eurasien. Durch das zunehmende Abpumpen von Grundwasser, um den Wasserbedarf der jordanischen Bevölkerung zu decken, sinkt der Grundwasserspiegel immer weiter und das Feuchtgebiet ist vom Austrocknen bedroht. Zwischen 1981 und 1993 sank der Pegel so drastisch, dass einige der Quellen im Feuchtgebiet austrockneten. Das Feuchtgebiet ist inzwischen auf 0,04% seiner ursprünglichen Fläche zusammengeschrumpft. Die RSCN versucht durch verschiedene Gegenmaßnahmen, den Wasserspiegel wieder anzuheben, auch um einige in Jordanien heimische Fischarten vor dem Aussterben zu bewahren. Zu diesen gefährdeten Arten gehört auch der Azraq Kilifisch.
Dieser nur wenige Zentimeter große Kilifisch ist im Gegensatz zu seinen farbenprächtigen Verwandten in den immergrünen Urwaldregionen Afrikas recht unscheinbar gefärbt, fast durchsichtig mit einigen wenigen, dunkleren Querstreifen – offensichtlich eine Anpassung an die lichtdurchfluteten Wasserflächen der Wüstenregion. Diese Kilifische werden auch Saisonfische genannt. Denn können im Eistadium viele Monate im austrocknenden Schlamm überdauern, wenn es dann endlich wieder regnet, schlüpfen die Larven innerhalb weniger Stunden. Früher nahmen die Einheimischen daher an, dass die Fische selbst vom Himmel regnen. Wie hätte man sich auch sonst erklären können, das es über Nacht von Fischen in den kleinen Tümpeln und Wasserlachen wimmelte, woher nichts war.
Inzwischen konnte der Wassergehalt wieder auf 10 % des ursprünglichen Feuchtgebietes angeboten angehoben werden. Einige Vogelarten sind daraufhin in das Reservat zurückgekehrt, und die Population der Azraq-Kilifische konnte fürs Erste gesichert werden.
Ausgrabungen im Azraq Wetland Reserve förderten Reste einer Mauer aus römischer Zeit um 300 n.Chr zutage. Später lebten in dieser Omayyadische Araber. Die Wüstenschlösser rund um das Reservat legen davon Zeugnis ab.
Es gibt nur sehr wenige Oasen in der Arabischen Wüste. Die nächste Oase ist die von Palmyra 600km nördlich von Azraq im Syrischen Badia. Das nächste größere Feuchtgebiet, in dem auch Salz gewonnen wurde, das Wetland von Sabkhet El-Jabbul liegt dann schon 2000 km nördlich von Azraq.