Wer eine Reise nach Vietnam plant, der sollte auch einem der wenigen noch verbliebenen Porträtmaler einen Besuch abstatten. Diese waren einst eine wichtige Institution in Vietnam, sind heute aber nahezu ausgestorben.
Bevor sich jeder Mensch in Vietnam eine Digitalkamera leisten konnte, waren die Maler die einzige Möglichkeit, sein Antlitz für die nachfolgenden Generationen zu verewigen. Das hatte für die Vietnamesen eine ganz besonders wichtige Bedeutung, denn Tote, deren Seele nicht zuvor auf Papier gebannt wurde, konnten nicht in Frieden ruhen. Ihre Seelen waren rastlos und geisterten herum.
Noch heute erinnert ein Altar, der in fast jeder Wohnung der Einheimischen steht, an diesen Glauben. Auf ihm sind Bilder der verstorbenen Angehörigen zu sehen, teils Fotos, teils Zeichnungen.
Zeichnungen spielen noch immer eine wichtige Rolle, denn nach dem Glauben der Vietnamesen gelingt es nur mit ihnen, die Seele aufs Papier zu bannen. Ein Foto könne dies nicht. Dennoch sind einige Einheimische davon abgekommen, sich porträtieren zu lassen, sondern setzen vermehrt auf Fotos. Heute wird es deshalb schwierig, noch einen echten Maler zu finden, doch wer ihn gefunden hat, sollte sich durchaus einmal zeichnen lassen.
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