Chengdu ist die Hauptstadt der Provinz Sichuan und liegt in der Ebene des Roten Beckens im Westen von China.
Im Verwaltungsbereich der Stadt leben etwa 10,44 Millionen Menschen. Chengdu ist ein wichtiges Wirtschaftszentrum Westchinas und gleichzeitig ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt.
Zudem ist die Stadt ein Platz des Finanzwesens und der Wissenschaft. Trotz dieser Entwicklung ist es erfreulicherweise den Stadtplanern gelungen, den „grünen“ Charakter der Stadt zu erhalten.
Die Panda Aufzucht
Eine bedeutende Sehenswürdigkeit ist die Panda Aufzuchtstation, die sich 10 Kilometer nördlich der Stadt befindet.
Diese Station wurde 1987 eingerichtet und beschäftigt sich mit der wichtigen Aufgabe des Schutzes und der Aufzucht dieser bedrohten Tierart. Sie ist die größte Aufzuchtstation der Welt, in der mehrere Dutzend Pandabären leben.
Das Gebiet von etwa 600 ha Fläche wurde soweit möglich dem natürlichen Lebensraum der Tiere angepasst, was für deren Aufzucht unerlässlich ist. Es besteht aus grünen Wäldern, klaren Seen und Wiesen und damit aus einem verzaubernden Stück Natur.
Das Forschungszentrum verfügt über eine medizinische Station, Schlafräumen und Futterstationen. Hier gibt es auch das erste Panda Museum der Welt. Zudem werden im Forschungszentrum Schulungen angeboten.
Besucher können sich den von verschiedenen Reisebüros angebotenen Touren anschließen oder die Unterkünfte und den Service in der Station nutzen und die wichtigen Arbeit dort hautnah miterleben.
Panda Station Chengdu – Rettung einer bedrohten Tierart oder Fließbandproduktion mit wirtschaftlichem Motiv?
Es lässt sich nicht abstreiten, dass der Pandabär zu einer bedrohten Tierart zählt und dass die Erhaltung des wunderbaren Geschöpfs eine durchaus wünschenswerte und wichtige Aufgabe ist.
Dennoch sind innerhalb der letzten Jahre mehr und mehr negative Schlagzeilen über die Art und Weise der Aufzucht in der Panda Station in Chengdu aufgefallen.
So berichtete Kati Löffler, eine Tierärztin die in der Station gearbeitet hat, in einem Interview mit der Welt, wie es dort eigentlich zugeht. Ihrer Meinung nach erinnern die Zustände dort eher an eine Fließbandproduktion. Die Jungtiere werden bereits nach wenigen Monaten von ihrer Mutter getrennt und separat aufgezogen. Dies verhindert auf der einen Seite, dass das Elterntier dem Jungen wichtige artspezifische Dinge beibringen kann und versetzt die Tiere auf der anderen Seite unter enormen Stress.
Während ein weiblicher Panda in der Natur in der Regel alle zwei bis drei Jahre ein Kind zur Welt bringt, so wird durch das frühe Trennen von Mutter und Kind hier dafür gesorgt, dass die Mutter schnellstmöglich wieder empfängnisbereit ist. So ist ein weiblicher Panda hier jedes Jahr schwanger.
Des weiteren werden die Pandas in Gruppen gehalten, was ebenfalls gegen die natürliche artspezifische Verhaltensweise der Pandas spricht. Da Riesenpandas von Natur aus eigentlich Einzelgänger sind, kritisiert die Tierärztin die Aufzucht in Chengdu und spricht von verhaltensgestörten Jungtieren.
„Geschenke“ der Chengdu Panda Station
Was wenigen Menschen bewusst ist, ist der Fakt, dass die Pandas weltweit im großen Stile „verschenkt werden“. So kamen auch Meng Meng und Jiao Qing 2017 im Berliner Zoo in Deutschland an. Was mit Sicherheit aber noch weniger weit verbreitet ist, ist die Tatsache, dass diese „Geschenke“ mit Leihgebühren von jährlich um die eine Millionen Euro pro Tier oder Tierpaar kommen. So bringt die Panda Aufzucht in Chengdu viel Geld ein und es ist sehr intransparent, ob und wieviel der Einnahmen tatsächlich den Tieren vor Ort zugute kommen.
Fazit zur Panda Aufzucht in Chegdu
Die Panda Aufzucht und somit die Erhaltung der bedrohten Tierart ist eine unterstützenswerte und gute Sache. Der Chengdu Panda Park ist in jedem Fall einen Besuch wert, und besonders für Kinder ein absolutes Urlaubs Highlight.
Dennoch sollte man sich darüber im Klaren sein, dass die Tiere hier nicht mit der Absicht, wieder in die Natur freigesetzt zu werden, aufgezogen werden. Durch die frühe Trennung von Mutter und Kind, findet hier nicht die nötige artgerechte Erziehung statt, um die Tiere auf ein alleinständiges Überleben in ihrem natürlichen Habitat vorzubereiten.
Insgesamt bekommt die Panda Aufzuchtstation in Chengdu somit zwar einen Daumen hoch für die niedlichen Tiere und den schönen Park an sich, aber auch einen Daumen runter für die ethischen Motivationen im Hintergrund der Aufzucht.